Eine Glasbrücke, die einen kunstvollen Scherenschnitt zeigt. Die dargestellten Szenen zeigen Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Brücke besteht aus Metall und Glas und ist über einem offenen Bereich mit Sicherheitsnetzen gespannt.

Mut zum "Think Big"Museum Bensheim

Scherenschnitt als Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und regionalen Sammlungsbeständen

Welche Maßnahmen haben Sie beantragt? Welche Ziele wollten Sie damit erreichen?

Ein Schwerpunkt des Museums Bensheim liegt auf den Sonderausstellungen mit internationaler zeitgenössischer Kunst. In diesem Zusammenhang ergab sich die Möglichkeit eines einzigartigen Dialogs zwischen zeitgenössischer Kunst und dem Blick auf regionale Sammlungsbestände. Die Frankfurter Künstlerin Sonja Yakovleva wurde durch den Nachlass der Heppenheimer Scherenschneiderin Hildegard Arndt-Isernhagen in der Museumssammlung zu einer raumgreifenden Arbeit inspiriert: Die gläserne Brücke wird zum überdimensionalen Leuchtkasten und erzählt eine osteuropäische Legende von jungen Mädchen, die nach dem Tod zu Nixen werden und in verwunschenen Seen weiterleben.

Weibliche Selbstermächtigung, Empowerment, ist eines der zentralen Themen in den Werken Sonja Yakovlevas. Die Biografie Arndt-Isernhagens bietet dabei eine erste Inspirationsfläche, war sie doch durch ihre Kunst in der Lage, ihre Familie zu ernähren, eine für ihre Zeit und den gewählten Beruf durchaus bemerkenswerte Errungenschaft.

In einer Zeit von drei Monaten sollte sich die Künstlerin Sonja Yakovleva intensiv mit der Bensheimer Scherenschnitt-Sammlung auseinandersetzen und im Dialog mit der Sammlung ein neues Kunstwerk erzeugen. Die Herstellung dieses Werks vor Ort konnte in einer Artist-Residency mit der Förderung durch den Museumsverband Hessen e.V. realisiert werden, stellt eine wichtige und sinnvolle Ergänzung der Museumssammlung dar und ermöglicht gleichzeitig vielschichtige Ebenen des Dialogs im Museum.

Was hat sich dadurch verändert?

Das Kunstwerk lenkt einerseits den zeitgenössischen Blick auf den Nachlass der Scherenschneiderin Hildegard Arndt-Isernhagen. Andererseits bewirkt die Anbringung des Scherenschnitts in der Glasbrücke des Museums ein neues Erlebnis für Passanten: Die Kunst strahlt nach außen in den öffentlichen Raum und wird eben nicht nur von Museumsbesuchenden wahrgenommen.

Das Kunstprojekt konnte damit eine Auseinandersetzung auf drei Ebenen realisieren: Mit der hauseigenen Sammlung, mit den Museumsbesuchenden und mit dem Außenraum. Viele Gäste sind durch die filigrane Arbeit und auch durch das große Format beeindruckt und erleben das vermeintlich konservative Medium des Scherenschnitts neu und modern interpretiert.

Wer oder was war für Sie eine wertvolle Unterstützung bei der Umsetzung?

Bei der Herstellung des Scherenschnitts war die Unterstützung durch Sonja Yakovlevas Assistentin und die Praktikantin des Museums eine unschätzbare Unterstützung. Gemeinsam mit der Künstlerin wurde intensiv und äußerst diszipliniert an dem Werk vor Ort gearbeitet. Da die Arbeit aufgrund der Materialsensibilität nicht dauerhaft in der Glasbrücke angebracht sein kann, wurde durch den Museumsverbandes angeregt, eine Variante auf Folie zu erzeugen, die permanent gezeigt werden kann. Der Austausch mit den Museumberaterinnen eröffnet immer wieder hilfreiche, neue Blicke und Ansätze.

Ihr Top-Tipp für andere Museen?

Mut zum „Think Big“. Auch als Regionalmuseum sollte man sich nicht scheuen, gute Ausstellungsideen als größere Projekte anzugehen. Es gibt keine Probleme, nur Lösungen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
© Video: Museum Bensheim, Benjamin Holz Films

Die Fragen beantwortete: Dr. Jan Christoph Breitwieser | Museum Bensheim