Grundlagen der Ausstellungskonzeption

Museale Neupräsentationen sollten nachhaltig sein. Denn vor allem Dauerausstellungen haben lange Bestand, bevor sie erneut überarbeitet und umgestaltet werden. Mit Hilfe genauer Planung setzen Sie personelle, zeitliche und finanzielle Mittel sinnvoll ein. Damit vermeiden Sie zugleich eine unklare Zielsetzung und unbefriedigende Ergebnisse.

Ein Ausstellungskonzept ist die Arbeitsgrundlage für das gesamte Vorhaben. Es strukturiert die einzelnen Arbeitsschritte und hilft bei der räumlichen Umsetzung. Eine fundierte Ausstellungskonzeption kostet zwar im ersten Schritt etwas mehr Zeit. Im Gegenzug hilft sie Ihnen, sich Ihres Themenkanons und Ihrer Vermittlungsziele klar zu werden. Neben der Selbstvergewisserung dient die Konzeption der Begründung und Entscheidungsfindung – sowohl bei den Ausführenden als auch bei den Geldgebern.

Das Ausstellungskonzept wendet sich somit nach innen und außen. Es bildet die Basis für die Kommunikation mit potenziellen Fördermittelgebern und politischen Entscheidungsträgern. Zugleich legt es auch schon eine wichtige Grundlage für die spätere Erarbeitung der Ausstellungstexte.

Wir empfehlen Ihnen, eine Person für die Projektkoordination zu benennen. Diese führt während der Planungs- und Realisierungsphase alle Fäden zusammen und sorgt für einen reibungslosen Ablauf.

Vor Beginn klären:

  • An wen wendet sich die Ausstellung?
  • Was soll gezeigt werden?
  • Welche Kernaussagen sollen vermittelt werden?
  • Warum entsteht die Ausstellung?
  • Welche Ziele hat sie?

Planungsschritte der Ausstellungskonzeption

1. Den Ist-Zustand ermitteln

  • Lernen Sie die Sammlung kennen und arbeiten Sie sich in den Bestand ein.
  • Inventarisieren und dokumentieren Sie die Sammlung. Stellen Sie Informationen zu den Objekten zusammen.
  • Sichten Sie den Bestand in Hinblick auf originale Exponate zu ausstellungsrelevanten Themen.
  • Arbeiten Sie sich in die Orts- und Regionalgeschichte ein. Tragen Sie Quellen-, Abbildungs- und Literaturhinweise zusammen. Befragen Sie gegebenenfalls Zeitzeuginnen und -zeugen.
  • Bestimmen Sie die Besonderheiten Ihres Museums im Verhältnis zu anderen Museen: Orientieren Sie sich in der lokalen/regionalen Museumsszene, um Doppelungen zu vermeiden und Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und somit Ihr eigenes Profil zu schärfen.
  • Besichtigen Sie ähnliche Museen mit konzeptionell neuen Ansätzen.
  • Führen Sie eine konservatorische Begutachtung der Sammlung durch und überprüfen Sie das Gebäude und die Räumlichkeiten, ob es für museale Zwecke geeignet ist.
  • Ermitteln Sie die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche.

2. Ein Grobkonzept erstellen

  • Formulieren Sie Ihre Ziele und benennen Sie Ihre Zielgruppe.
    Achtung: Dieser Schritt hat Rückwirkungen auf die Gestaltung des Ausstellungskonzeptes, die Wahl des Themas, der Vermittlungsziele und den kalkulierten Raumbedarf.
  • Benennen Sie die Rechts- und Betriebsform. Wer übernimmt die Trägerschaft, wer betreibt die Ausstellung und wer zahlt die Betriebskosten?
  • Beschreiben Sie den wesentlichen Exponatbestand und benennen Sie die Schlüsselexponate.
  • Erstellen Sie eine Desideratliste.
  • Beschreiben Sie die Sekundärexponate (Modelle, Fotos/Grafiken, Filme).
  • Beschreiben Sie die Ausstellungsinhalte: Benennen Sie die Hauptthemen und Schwerpunkte. Liegt der Fokus beispielsweise auf dem lokalen Bezug oder eher auf einem überregionalen Aspekt? Daraus entwickeln Sie eine logische Themenabfolge im Sinne einer durchgehenden Erzählung. Am Ende entsteht daraus ein „roter Faden“: eine übergreifende Gesamtstruktur, die zu einer inhaltlich schlüssigen Vernetzung der Ausstellungsthemen führt und die angedachte Zielgruppe im Auge behält.
  • Denken Sie aus Nutzer- und Nutzerinnenperspektive weiter:
    Formulieren Sie damit verbunden die Vermittlungsziele, benennen Sie die Darstellungsmethode, beschreiben Sie Struktur und Stil der Ausstellung.
  • Präsentationsform:
    Wünschen Sie ein themenorientiertes oder Exponatzentriertes Konzept?
    Beispiel: Schreibmaschine. Im Fall 1 erzählen Sie die Geschichte der Büroarbeit. Im Fall 2 beleuchten Sie die Typologie der Schreibmaschine.
  • Überlegungen zur Darstellungsform:
    Welche Form der Gestaltung eignet sich? Wie wollen Sie Themeninhalte visualisieren? Soll beispielsweise eine ästhetische Anmutung, Lernerfahrung oder Inszenierung im Vordergrund stehen? Wollen Sie bestehende Ausstellungselemente integrieren?
  • Erstellen sie ein bauliches Konzept, das heißt: ein raumbezogenes Nutzungskonzept (dazu gehören die Dauerausstellungs- oder Sonderausstellungsfläche inklusive Besucherführung, aber auch Arbeitsräume, Depot, Stuhllager, Teeküche, etc.).
  • Erstellen Sie die erste Kostenschätzung in einer Minimal- und Maximalvariante.

3. Zusammenfassung der vorigen Planungsschritte im
Feinkonzept

Das Feinkonzept bildet die Grundlage für die Einrichtungsplanung und gestalterisch-technische Umsetzung der Ausstellung. Es erläutert die räumliche und thematische
Feingliederung.

  • Erarbeiten Sie die einzelnen Ausstellungseinheiten und Themenschwerpunkte und legen Sie diese endgültig fest. Gleichen Sie nochmals ab: Sind ausreichend Exponate im Bestand? Ist das Verhältnis von Originalen und Sekundärmaterialien ausgeglichen? Verfügen Sie über eine geeignete Ausstellungsfläche?
  • Erfassen Sie die einzelnen Exponate listenmäßig und ordnen Sie diese thematisch zu (dazu gehören auch Angaben zu den Maßen und konservatorischen Anforderungen sowie zum Restaurierungsbedarf). Erstellen Sie eine Liste noch zu beschaffender Desiderate. Benennen Sie zentrale Exponate. Erstellen Sie gegebenenfalls schon Leittexte. Erläutern Sie zu jeder Ausstellungseinheit die Anordnung der Exponate und wie Sie diese konkret präsentieren wollen (Gruppenbildung, mit oder ohne Vitrine, Sockel/Podest, spezielle Gestaltungsmittel).
  • Benennen Sie didaktische Erschließungshilfen zu jeder Ausstellungseinheit.
  • Benennen Sie alle Fotoreproduktionen und Grafiken/Karten.
  • Benennen Sie alle Sekundärexponate wie etwa Modelle und Nachbildungen.
  • Benennen Sie die Textebenen (Leittexte, vertiefende Texte, Objektbeschriftungen, Abbildungsunterschriften) und arbeiten Sie erste Beispiele aus.
  • Benennen Sie die AV-Medien ihres Einsatzes.
  • Stellen Sie einen detaillierten Raumnutzungsplan auf (bei Eigenrealisierung gehören dazu auch Hinweise auf benötigte Ausstellungstechnik wie etwa Vitrinen, Licht, Strom sowie ein Stellplan).

4. Einen Kosten- und Finanzierungsplan erstellen

  • Schon hier können Sie bei Bedarf Fachleute aus dem Bereich Bau/Gestaltung/Grafik hinzuziehen.
  • Entwickeln Sie einen Zeit- und Maßnahmenplan..

5. Die Realisierung und Umsetzung vorbereiten

  • Stellen Sie fest, wo Ausschreibungen erfolgen müssen. Ist dies nicht nötig, holen Sie Vergleichsangebote ein.
  • Vergeben Sie Aufträge für Gestaltung/Bau/Grafik und Kostenermittlung beziehungsweise Kostenprüfung.
  • Beschaffen Sie Reproduktionen in Abstimmung mit der Grafik, und beschaffen Sie sonstige Desiderate in Abstimmung mit der Gestaltung.
  • Lassen Sie die Gestalterin beziehungsweise den Gestalter ein Umsetzungs-/Gestaltungskonzept (Wandabwicklung) erarbeiten. Das beauftragte Büro sollte sich dabei mit Bau/Grafik und Konzepterstellung absprechen.
  • Die mit der Konzepterstellung befassten Personen erstellen sämtliche Ausstellungs- und Objekttexte oder passen sie an. Dafür bedarf es eines einheitlichen Textkonzeptes. Sie liefern die Texte dann an das Grafikbüro.
  • Stimmen Sie ab, welche technischen Voraussetzungen Ihr Medieneinsatz benötigt. Erstellen Sie Medienproduktionen für AV-Medien. Diese Aufgabe wird meist extern vergeben. In diesem Fall liefern Sie Bild- und Tonmaterialien sowie Textinformationen zu.